Geschichte im Ungarn-Lexikon

Die Geschichte Ungarns im 9. bis 15. Jahrhundert

Höchstens zehn Prozent der heute in Ungarn lebenden Menschen stammen von den magyarischen Sippen ab, sodass die Theorie, dass es zu einer genetischen Verschmelzung der ursprünglichen Bewohner des Karpatenbeckens mit Neusiedlern kam, immer wahrscheinlicher werden. Zum Ende des 9. Jahrhunderts wanderten die Magyaren in das Karpatenbecken ein. Sie führten Raubzüge durch ganz Europa, bis 955 durch Otto I. die ungarischen Angriffe durch einen vernichtenden Sieg auf dem Lechfeld abgewehrt wurden. Gegründet wurde das Königreich Ungarn im Jahre 1000 von Stephan I. Er gestaltete das Land nach karolingischem Vorbild und musste daher sich immer wieder dem Widerstand des alten Adels stellen. Zwischen 1241 und 1242 wurde das Land durch Angriffe der Goldenen Horde der Mongolen sehr verwüstet und in vielen Teilen entvölkert. Bei dem sog. Mongolensturm kam mehr als die Hälfte der ungarischen Bevölkerung ums Leben. Für eine Neubesiedlung wurden deutsche Siedler, überwiegend Schwaben, durch König Béla IV. ins Land gerufen. Andreas der II starb 1301 und war der letzte Herrscher des Hauses Árad. Zwischen 1370 bis 1386 und 1440 bis 1444 wurde Ungarn in einer Personalunion mit Polen regiert. In der weiteren Geschichte hatte Ungarn nur noch einen weiteren ungarischen König, Matthias Corvinus. Er regierte das Land von 1458 bis 1490 und war ein sehr gebildeter Mann, durch den Ungarn zu einer politischen Großmacht aufstieg. Zudem entwickelte sich Ungarn zu einem Zentrum der Renaissancekultur und des Humanismus. An den Hof von Matthias Corvinus zogen Gelehrte und Künstler aus Italien und er gründete die Universität in Pressburg, heute Bratislawa, sowie die Corvina in Ofen, dem heutigen Budapest. Nach seinem Tod zerfiel sein Großreich zusehends. Ungarn und Böhmen wurden zwischen 1490 und 1526 in einer Personalunion von den polnisch-litauischen Jagiellonen regiert.

Die Geschichte Ungarns im 16. bis 19. Jahrhundert

Mitte des 16. Jahrhunderts kam es mit den osmanischen Eroberungen zum Ende der Unabhängigkeit Ungarns. 1526 besiegte Sultan Süleyman I König Ludwig den II von Böhmen und Ungarn, der auf der Flucht ertrank. Weite Teile Ungarns kamen in der Folge unter türkische Herrschaft, während der nicht eroberte Teil unter habsburgische Herrschaft kam oder unter die osmanische Oberhoheit gestellt wurde. Im Jahre 1686 fiel Ungarn nach 145 Jahren türkischer Besetzung und wurde von den Habsburgern zurückerobert. Die Herrschaft der Habsburger war sehr hart und wurde von den Ungarn gemissbilligt. Zwischen 1703 und 1711 kam es zum Kuruzenaufstand Die Spannungen zwischen dem ungarischen Adel und dem Wiener Hof konnten nicht beigelegt werden und endete in der Revolution von 1848/49. Durch die Hilfe Russlands wurde die Revolution blutig niedergeschlagen und das Klima in der Monarchie verschlechterte sich immer weiter. Bis 1867 gab es immer wieder Unruhen in Ungarn, dann wurde Ungarn ein gleichberechtigter Teil der sog. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. So wurde Franz Josef I. König von Ungarn und Kaiser von Österreich und die Personalunion wurde durch österreichische und ungarische Grundgesetze, Außenpolitik und Kriegministerium zur Realunion. Es folgte eine freiwillige Zoll- und Handelsunion. In den Folgenden Jahren hielt der Vielvölkerstaat Königreich Ungarn allerdings die inneren Spannungen nicht aus und zerfiel nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Die Siegermächte entschieden mit dem Vertrag von Trianoin dass ungarische Minderheiten in der heutigen Slowakei, in Rumänien und im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen leben mussten. Im Oktober 1918 erklärte Ungarn den Austritt aus der Realunion und rief seine Truppen von der italienischen Front zurück. Die österreichisch-ungarische Monarchie war damit aufgelöst und König Karl IV. verzichtete auf jegliche Anteile an den ungarischen Staatsgeschäften. Im November 1918 wurde in Ungarn eine demokratische Republik ausgerufen, dessen erster Präsident Mihály Károlyi war. Die Kommunisten stürzten die Regierung allerdings schnell und es wurde eine Räterepublik gegründet, die im August 1919 wieder gestürzt wurde. Im März 1920 wurde die Monarchie formal wieder eingeführt und im November 1921 beschloss der Reichstag die formelle Amtsenthebung der Habsburger. In den weiteren Jahren näherte sich Ungarn immer mehr dem nationalsozialistischen Deutschaland. Der Zweite Weltkrieg endete für Ungarn mit dem Einmarsch der Roten Armee am 4. April 1945.

Ungarns Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg

Für Ungarn endete der Zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch der Roten Armee am 4. April 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Ungarn durch den Vertrag von Jalta unter sowjetischen Einfluss. Im August 1949 wurde eine Verfassung nach russischem Vorbild beschlossen und es wurde bis 1953 der stalinische Kurs verfolgt. Im Oktober 1956 kam es zu einem Volksaufstand, der durch die sowjetische Armee blutig niedergeschlagen wurde. Die Bevölkerung wollte sich mit dem Aufstand von der sowjetischen Unterdrückung befreien. Von den kommunistischen Machtinhabern wurde die Revolution „Konterrevolution" genannt. Der Volksaufstand bekann am 23. Oktober 1956 mit einer großen Demonstration in Budapest und endete am 4. November 1956 durch den Einmarsch der Roten Armee. Allerdings waren die Kämpfe gegen die Arme dann nicht ganz vorbei, denn besonders im Gebirge gingen die Aufstände noch bis Anfang 1957 weiter. Daraufhin verließen viele Ungarn das Land und emigrierten nach Westeuropa und Nordamerika. Kádár, der Generalsekretär der ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei und auch Ministerpräsident, erlaubte in den 1960er Jahren Liberalisierungen im politischen und wirtschaftlichen Bereich. Diese Veränderungen ist unter dem Begriff „Gulaschkommunismus" bekannt. Im Jahre 1988 trat Kádár zurück und Károly Grósz wurde sein Nachfolger. Immer wieder wurden Stimmen laut, die freie Wahlen und den Abzug der sowjetischen Truppen forderten. In der Folge wurden die Grenzen nach Österreich geöffnet und der sog. Eiserne Vorhang zum Fallen gebracht. Im Juni 1989 wurde durch den ungarischen Außenminister Gyula Horne zusammen mit dem österreichischen Außenminister Alois Mock der Stacheldraht an der Grenze zwischen Nickelsdorf (Österreich) und Hegyeshalom (Ungarn) symbolisch durchtrennt. Somit trug Ungarn einen entscheidenden Anteil an der der politischen Wende in den ehemaligen Ostblockstaaten und an der friedlichen Revolution der DDR, in dessen Folge sich die Wiedervereinigung von Deutschland ergab.


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